Internet: Run auf die neuen generischen Top-Level-Domains

April 17, 2014

Mitte Juni endete die Bewerbungsfrist für die neuen generischen Top-Level-Domains. Im Interview erklärt unser Markenrechtler Christophe Lelieur, Geschäftsführer von Legimark, NOMEN Group, wie es weitergeht.

Wie viele Unternehmen haben sich beworben?

Bei der ICANN, der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers, gingen 1.930 Bewerbungen von Unternehmen aus der ganzen Welt ein. Aus Deutschland haben sich unter anderem BMW, SAP, der ADAC und die Deutsche Post um eigene Endungen bemüht. Einige Endungen sind international besonders beliebt, allen voran die „.app“-Adresse, um die auch Google und Amazon konkurrieren.

Warum werden überhaupt neue generische Top-Level-Domains eingeführt?

Es ist nahezu aussichtslos geworden, noch freie .com- oder .de-Domains zu finden. Deshalb war es notwendig, die Möglichkeiten der Domain-Bildung zu erweitern. Heute stehen uns nur wenige generische TLDs zur Verfügung, in Zukunft werden es über 2000 sein, und zwar sowohl in lateinischen Buchstaben als auch in anderen Schriftzeichen. Jede Bewerbung kostete 185.000 Dollar.

Für wen lohnt sich eine solche Investition?

Eine eigene Top-Level-Domain bringt viele Vorteile. Sie kann natürlich zu einer lukrativen Einnahmequelle werden, da sich darunter beliebig viele Domains-, Subdomains und E-Mail-Adressen verkaufen lassen. Für international agierende Unternehmen lohnt sich die Investition, weil sie einen einheitlichen Auftritt sowie eine bessere Auffindbarkeit im Internet gewährleistet. Weitere Vorteile sind ein besserer Markenschutz sowie enorme Einsparpotenziale in der Online-Werbung. Denn in Zukunft hat der Inhaber mit seiner Domain die Möglichkeit alle Länderdomains damit abzudecken, also z. B. info@de.audi, info@ch.audi usw. Es gibt unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten, die der Domaininhaber für sich schützen und für verschiedene Zielgruppen durchdeklinieren kann. Alle Bewerbungen liegen auf dem Tisch der ICANN.

Wie geht es nun weiter?

Die ICANN prüft nun die Domainanträge und entscheidet bei Mehrfachanfragen, wer ein legitimer Domaininhaber sein könnte. So hat eine Community für Haustierfreunde bessere Chancen, die .pet-Domain zu erhalten als ein Tierarzt. Markeninhaber haben ein Vorrecht auf die eigene Domain und können im Laufe der Vorrechtsphase gegen Domainanträge klagen. Die neuen TLDs werden voraussichtlich ab dem ersten Quartal 2013 im Internet erreichbar sein.

Was können Unternehmen tun, die die Bewerbungsfrist versäumt haben?

In drei Jahren könnte es eine neue Anmeldewelle geben. Wenn dann die Domain „.auto“ vergeben ist, sind vielleicht zusätzliche TLDs wie „.automobile“ oder „.vehicle“ erhältlich.