Vernetzte Produkte: Querdenken bei der Namensfindung

November 9, 2016

Wie bezeichnet man innovative Produkte und Services, die viele Menschen noch nicht richtig kennen und erst recht nicht verstehen? Vor dieser schwierigen Frage stehen derzeit viele Unternehmen – sie betrifft Konsumgüter- und Industriegüterhersteller gleichermaßen.

Das Internet der Dinge entwickelt sich rasant. Bis zu 50 Milliarden Gegenstände sollen allein bis 2020 vernetzt sein, so schätzt man. Doch viele Kunden können mit diesem Tempo nicht mithalten. Die Mehrheit verbindet bis dato wenig konkrete Vorstellungen mit Schlagworten wie Smart Home, Augmented Reality oder Predictive Maintenance. Für diese neuen generischen Begriffe gibt es keine deutschen Entsprechungen, dementsprechend tappen viele Deutsche bei diesen Themen im Dunkeln. Gute Namen können hier wertvolle Dienste leisten, indem sie die Komplexität auf eine einfache, griffige Formel reduzieren. Wichtig dabei: Der Name muss nicht das Produkt erklären, sondern seinen Nutzen herausstellen. Wie das aussehen kann, hat vor Jahren der Chip-Hersteller Intel vorgemacht. Der Name – kurz für „Intelligent“ – musste nicht verstanden werden, doch er gab auch PC-Laien das gute Gefühl, die richtige Kaufentscheidung getroffen zu haben.

Die 4. industrielle Revolution hat begonnen

Das Internet der Dinge erobert nach der Wirtschaft nun auch die deutschen Haushalte. Unsichtbare Produkte und bisher nie dagewesene Dienstleistungen buhlen um die Aufmerksamkeit von Endverbrauchern und Industriekunden. Allerdings mangelt es im Wettbewerb vielfach an Differenzierungsstrategien. Alles läuft auf ähnliche Benefits hinaus, allen voran intelligente Vernetzung, Individualisierung, Effizienzsteigerung und Rückverfolgbarkeit. In der Konsequenz werden Begriffe wie „Smart“, „Intelligent“, „Solution“, „Connected“ und „Efficient“ derzeit inflationär verwendet. Das gilt auch für das Wort „Assistent“, das ebenfalls für viele neue Dienstleistungen benutzt wird – vom Reichweiten-assistenten bis hin zum Sicherheitsassistenten. Wegen ihrer Austauschbarkeit eignen sich diese beschreibenden Bezeichnungen allein nicht für die Namensgebung.

Gute Chancen für bildhafte Namen

Innovative Produkte und langweilige Namen – das passt nicht zusammen. Querdenken lautet die Devise. Einige Unternehmen haben das erkannt und sich mit kreativen Namen im Wettbewerb abgesetzt. Hier einige Beispiele für bildhafte Namen, die den Produktnutzen auf den Punkt bringen:

  • Amazon Echo für eine interaktive Software, die Musik abspielt und nach dem Sprachbefehl „Alexa“ auf Anweisungen reagiert und Fragen beantwortet.
  • Contagt für ein Gebäudeleitsystem, das in Büros, Einkaufszentren, Parkhäusern oder auf Messen zum Ziel führt.
  • Free2Move für eine Mobilitätsplattform der französischen PSA-Gruppe. Unter der Dachmarke werden zahlreiche Services gebündelt, u. a. Free2Move Car Sharing, Free2Move Smart Services und Free2Move Fleet Management.
  • Sense Mother für ein Sensorsystem, das wie eine Mutter über das eigene Zuhause wacht, alles im Blick hat und steuert.
  • Watson für ein sprachgesteuertes Computersystem in Form eines Plastik-Dinos, der mit der IBM-Cloud verbunden ist und Kinder im Alltag unterstützen soll.

Die Beispiele zeigen, wie abstrakte Produkte durch bildhafte Namen greifbar und attraktiv werden. Eine verständliche Markensprache mit einem unverwechselbaren Wording rundet die erfolgreiche Kommunikation komplexer Zusammenhänge ab.

Weitere Beispiele unter: https://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/gallery141882605/33-spannende-Produkte-aus-der-vernetzten-Welt.html

Foto: Sense Mother