Marken gegen Corona-Frust

Februar 24, 2021

Namenstrend Emotionalisierung: Insbesondere Food-Marken werden durch gefühlsbetonte Produktnamen zum Tröster in der Corona-Not.

Social Distancing und wiederkehrende Lockdowns, Homeoffice und Homeschooling, Existenzsorgen und dazu die Angst vor Ansteckung – zahlreiche aktuelle Studien bestätigen, dass die psychischen Folgen der Corona-Pandemie massiv sind. Gereiztheit, aber auch Depressionen und somatische Beschwerden wie Erschöpfung, Müdigkeit oder Schmerzen ohne erkennbare Ursache nehmen zu.

Foto: Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG (exklusive Rechte), Januar 2021

Die aktuelle Situation zwingt die Menschen zum Rückzug ins Private und fördert gleichzeitig die Fokussierung auf das eigene Gefühlsleben. Werte wie Glück und Liebe, aber auch Lebensfreude, Verständnis und Trost werden immer wichtiger.

Namen als Spiegel der allgemeinen Gefühlslage

Insbesondere für Lebensmittel- und Kosmetikhersteller ergeben sich durch die aktuelle Situation neue Marketing-Chancen: Deren Produkte kommen den Verbrauchern körperlich besonders nahe und können plausibel vermitteln, die Folgen der sozialen Isolation zu kompensieren.

Dies spiegelt sich in vielen emotionalen Produktnamen wider, wie eine Analyse der Düsseldorfer Namensagentur Nomen ergab. „Natürlich lag Emotionalisierung auch schon vorher im Trend“, betont Nomen-Chefin Sybille Kircher. „Durch die Corona-Pandemie sind gefühlsbetonte Namen allerdings noch stärker in den Vordergrund gerückt.“

Top-Themen: Liebe und Glück

Das Thema Liebe ist dabei omnipräsent, wie etwa in „LoVE it!“ für pflanzlichen Pudding (Dr. Oetker), „LieBee“ für Honig (LieBee GmbH), „Heiße Liebe“ für Eis (Bruno Gelato), „Haferliebe“ für einen Haferdrink (Kölln) oder in „Pure Nudelliebe“ für Bio-Nudeln (Gaggli). Ebenso häufig wird „Glück“ ausgelobt. Beispiele sind „Glücksatt“ für Fleisch (Werner Schulte GmbH), „Fischglück“ (Nadler), „Glücksmoment“ für Eis (Bruno Gelati) sowie „Löffelglück“ für Sahnepudding (Dr. Oetker).

Foto: innocent Deutschland GmbH

Darüber hinaus tragen viele weitere Produktneuheiten Namen, die den Nerv der Zeit treffen, indem sie Unterstützung bei Stimmungsschwankungen signalisieren. Die Klosterbrauerei bietet Bier namens „Seelsorger“ und „Lebensfreude“ an und die Firma Sonnentor Gewürzblüten unter dem Namen „Laune gut, alles gut“. Dr. Oetker vermarktet einen Pudding namens „Seelenwärmer“ und mit „Muudy“ auch einen Pudding für Teenager und junge Erwachsene – positioniert als „MuudFood“ für alle Lebenslagen und jede Stimmung.

Innocent bleibt der witzig-frechen Linie treu und hat den Smoothie „Blaulenzer“ auf den Markt gebracht. Und auch Kneipp wartet mit allerlei emotionalen Produktnamen auf, unter anderem mit Aroma-Pflegeduschen, die „Lebensfreude“, „Every Day Holiday“, „Chill Out“, „Sommerlaune“ und „Stressfrei“ verheißen.